Das Soziokulturelle Zentrum befindet im neuen KULTURHAUS HUNDERTELF (111) und umfasst zwei Stockwerke: 2. OG und DG.
Außerdem werden wir die große Veranstaltungshalle im Erdgeschoss und die kleine Bühne im Untergeschoss nutzen können.
2. Obergeschoss
Dachgeschoss
Kommissbrotbäckerei gestern...
Das Ensemble der „Kommissbrotbäckerei“ wurde 1902 als Neubau der Garnisonsbäckerei der Mainzer Festung errichtet und beherbergte neben den technischen Einrichtungen
einer Brotfabrik für den militärischen Bedarf die notwendigen Lager für Mehl und Hafer sowie Magazine und Büros. Im Gegensatz zum früheren Standort im Reichklarakloster verfügte die neue Anlage
über einen Gleisanschluss und stand in direkter Verbindung mit den neu errichteten Anlagen des Mainzer Zoll- und Binnenhafens.
High-Tech-Architektur 1902
Die erhaltenen Pläne von 1902 zeigen ein Bauwerk, das – äußerlich konventionell in historisierenden Fassaden errichtet – im Inneren auf dem damals modernsten
baukonstruktiven Standard als frühes Stahlbeton- Verbundsystem nach dem Patent des belgischen Ingenieurs Hennébique errichtet war. Er gilt als Begründer des modernen Stahlbeton- Skelettbaus und
innovativer Unternehmer, der von seinem Büro in Brüssel aus ab Mitte der 1890er Jahre in ganz Europa Lizenzen für seine Erfindung verkaufte. Erster Patentnehmer in Deutschland war der damals in
Straßburg ansässige Bauunternehmer Eduard Züblin, der von dort aus rheinabwärts Hafenbauten nach diesem Prinzip errichten ließ. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts entwickelte sich diese
Bauweise zur Grundlage einer frühmodernern Architektur.
Eine Backstube als Saalbau
Die Befeuerungsanlage der Brotbäckerei lag im Untergeschoss unmittelbar neben einem Kohlenraum. Weitgespannte Deckenkonstruktionen mit Raumhöhen von 5,60m im
Erdgeschoss Erdgeschoss ermöglichten einen leistungsfähigen Produktionsbetrieb. Lager für Zwieback und Mehl waren im Obergeschoss, im Dachgeschoss wurden Säcke und Geräte aufbewahrt. Zwei
Treppenaufgänge erschlossen das Gebäude beiderseits des Backraums. Vier turmartig ausgebildete Eckrisalite (Gebäudeteile, die eckig aus einer Fassade vorspringen, die Red.) betonten die Anlage.
Vier Schlote gliederten den Bau gestalterisch und funktional innen wie außen. Seitenflügel mit Funktionsräumen flankierten die Anlage mit einer ehemals zweitorigen Durchfahrt von der
Wallaustraße. Kriegsschäden und Umbauten haben dem Gebäude zugesetzt. Einer der hofseitigen Turmaufbauten fehlt heute. Die Kamine wurden über Dach abgetragen, in den äußeren Ecktürmen zur
Lahnstraße wurden Lastenaufzüge eingebaut. Vielerlei Verbauungen und Trennwände lassen die Großzügigkeit des Bauwerks nur noch erahnen. Dennoch ist die Struktur des weitgespannten Saalbaus klar
erkennbar.
Prof. Emil Hädler, FH-Mainz